Du hast deine Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule (PH) erfolgreich abgeschlossen und möchtest dich nun als Primarlehrerin oder Primarlehrer bewerben – weisst aber nicht genau wie? Im folgenden Text erklären wir dir das Bewerbungsverfahren und geben dir Tipps und Tricks für deine Bewerbung.
Stehst du am Anfang deines Berufslebens oder möchtest dich beruflich neu orientieren, stellen wir dir in diesem Ratgeber das Berufsbild der Primarlehrperson detailliert vor.
Bewerbung als Primarlehrerin oder Primarlehrer
Der Bewerbungsprozess für Lehrpersonen läuft in der Schweiz anders ab als in der Privatwirtschaft. Das Bildungswesen ist kantonal geregelt, die Anstellung erfolgt jedoch meist direkt durch die Schulgemeinde oder die Schulpflege vor Ort.
Viele Kantone betreiben eigene Stellenportale, auf denen offene Pensen ausgeschrieben werden (z. B. das Stellenportal des Kantons Zürich oder publicjobs.ch). Auch der Dachverband LCH (Lehrerinnen und Lehrer Schweiz) bietet Informationen und Links zu den kantonalen Stellenmärkten.
Anders als in Deutschland gibt es in der Schweiz kein zentrales Zuteilungsverfahren ("Listenverfahren"). Du bewirbst dich direkt auf ausgeschriebene Stellen bei der Schulleitung. Initiativbewerbungen (Spontanbewerbungen) sind im Bildungswesen ebenfalls sehr üblich und oft erfolgreich, da der Fachkräftemangel gross ist.
Primarlehrerin oder Primarlehrer: Bewerbungsschreiben
Das Bewerbungsschreiben (Motivationsschreiben) ist das Herzstück deiner Bewerbung. Hier hast du die Möglichkeit, deine Motivation für die Stufe und die spezifische Schule sowie deine Soft Skills zu präsentieren.
Als Primarlehrperson benötigst du:
- Geduld und Empathie beim Unterrichten von Kindern mit verschiedenen Lernvoraussetzungen (Integration)
- Gute Kommunikationsfähigkeiten für die Zusammenarbeit mit dem Kollegium, der Schulleitung und den Eltern
- Ein gesundes Durchsetzungsvermögen (Klassenführung)
- Hohe Belastbarkeit und Flexibilität
- Gute Selbstorganisation (Jahresarbeitszeit)
Versuche, diese Fähigkeiten in deiner Bewerbung zu präsentieren. Wir haben für dich ein Beispielschreiben verfasst, das dir als Stütze dienen kann. Natürlich solltest du es anpassen und deine eigenen Worte benutzen.
Muster: Bewerbungsschreiben
Sehr geehrte Frau Beispiel
Besten Dank für das freundliche Telefonat am 12.12.2025. Unser Gespräch hat mich bestärkt: Ich möchte mein Wissen und meine Begeisterung für den Unterricht an der Primarschule Sonnenberg einbringen. Im Rahmen meiner letzten Praktika und Vikariate konnte ich bereits wertvolle Erfahrungen sammeln und bin überzeugt, eine engagierte Verstärkung für Ihr Team zu sein.
Meine Freude am Unterrichten entdeckte ich schon früh: Zunächst gab ich Nachhilfe und leitete Lager bei der Pfadi. Durch meine ruhige Art und hohe Belastbarkeit fand ich schon immer einen guten Draht zu Kindern. So festigte sich mein Wunsch, Primarlehrerin zu werden und Kinder auf ihrem Lernweg individuell zu begleiten.
Besonders am Herzen liegt mir der fächerübergreifende Unterricht. In meinem letzten Praktikum wurde die Kreativität meiner Umsetzung im Fachbereich NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft) von meiner Praxislehrperson besonders hervorgehoben. Zu den Kindern der 3. Klasse konnte ich schnell eine respekt- und vertrauensvolle Beziehung aufbauen. Da mir die integrative Förderung wichtig ist, spricht mich das Leitbild Ihrer Schule besonders an.
Ich freue mich darauf, Sie in einem persönlichen Gespräch von meiner Eignung zu überzeugen.
Freundliche Grüsse
Maria Muster
Bewerbungsvorlagen
Deckblatt, Lebenslauf und Motivationsschreiben sollten in einem ansprechenden Design erstellt werden. Wenn du dir das mühsame Formatieren sparen möchtest, wirf einen Blick auf unseren Editor.
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Editor öffnenPrimarlehrerin oder Primarlehrer werden
Du hast noch keine abgeschlossene Ausbildung oder möchtest den Job wechseln? Dann erfährst du hier alles über das Berufsbild in der Schweiz und ob du damit den passenden Job für dich findest: vom Arbeitsalltag über den Lohn bis hin zu den Zukunftschancen.
Was machen Primarlehrpersonen?
An der Primarschule (1. bis 6. Klasse, Zyklus 2) werden Kinder im Alter von ca. 7 bis 12 Jahren unterrichtet. Als Klassenlehrperson bist du die wichtigste Bezugsperson. In der Schweiz gilt oft das Klassenlehrerprinzip: Du unterrichtest die meisten Fächer selbst. Ausnahmen bilden oft Französisch/Englisch oder Textiles & Technisches Gestalten (TTG), die teilweise von Fachlehrpersonen übernommen werden.
Arbeitsalltag und Jahresarbeitszeit als Primarlehrperson
Das Pensum einer Vollzeitstelle umfasst in der Schweiz meist zwischen 27 und 29 Lektionen (à 45 Minuten) pro Woche. Damit ist die Arbeit jedoch nicht getan. Die Anstellung basiert meist auf einer Jahresarbeitszeit (ca. 1900 bis 2000 Stunden). Dazu gehören:
- Vor- und Nachbereitung des Unterrichts
- Korrigieren von Prüfungen und Arbeiten
- Zusammenarbeit im Team und mit Fachstellen
- Elterngespräche und Elternabende
- Weiterbildungen und Schulentwicklungsprojekte
Haben Lehrpersonen mehr Ferien?
Lehrpersonen haben in der Schweiz in der Regel Anspruch auf 5 bis 6 Wochen Ferien (je nach Alter und Kanton). Die Schulferien (meist 13 Wochen) sind jedoch nicht gleichbedeutend mit Urlaub. Die unterrichtsfreie Zeit dient der Kompensation für die hohe Arbeitsbelastung während der Schulwochen sowie der Vorbereitung, Korrekturarbeiten und Weiterbildung. Du teilst dir deine Arbeit in der unterrichtsfreien Zeit weitgehend selbst ein.
Ausbildung: Das Studium an der PH
Die Ausbildung zur Primarlehrperson findet in der Schweiz an einer Pädagogischen Hochschule (PH) statt. Der Weg unterscheidet sich deutlich von dem in Deutschland:
- Bachelor-Studium: Die Ausbildung dauert in der Regel 3 Jahre (6 Semester) und schliesst mit dem "Bachelor of Arts in Primary Education" sowie dem eidgenössisch anerkannten Lehrdiplom ab.
- Integrierte Praxis:Die berufspraktische Ausbildung (Praktika) ist direkt in das Studium integriert. Du stehst also bereits während der Ausbildung regelmässig vor Klassen.
- Generalisten-Ausbildung: Du wirst zur Generalistin oder zum Generalisten ausgebildet und darfst fast alle Fächer unterrichten. An der PH wählst du jedoch oft Fächerprofile oder Vertiefungen.
Gibt es ein Referendariat?
Nein, in der Schweiz gibt es das Referendariat in dieser Form nicht. Nach dem erfolgreichen Abschluss deines Bachelor-Studiums an der PH erhältst du dein Lehrdiplom und bist sofort voll einsatzfähig. Viele Junglehrerinnen und Junglehrer starten direkt nach dem Studium mit einer eigenen Klasse. In der Berufseinstiegsphase bieten viele Kantone jedoch begleitende Mentorate oder Coachings an.
Lehrerbildung in der Schweiz: Beispiele
Die Lehrdiplome sind dank der EDK (Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) schweizweit anerkannt. Hier zwei Beispiele für Ausbildungsstätten:
PH Zürich (PHZH)
- Die PHZH ist die grösste Pädagogische Hochschule der Schweiz. Das Studium dauert 3 Jahre (Vollzeit).
- Es gibt auch flexible Modelle (Teilzeit) oder den Quereinstieg ("Quest") für Berufserfahrene ab 27 Jahren.
- Ein Drittel des Studiums besteht aus berufspraktischer Ausbildung in Schulhäusern im Kanton Zürich.
PH Bern
- Das Institut Primarstufe bildet Lehrpersonen für den Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse) oder Zyklus 2 (3. bis 6. Klasse) aus.
- Auch hier ist das Studium modular aufgebaut und verbindet Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Erziehungswissenschaften und Berufspraxis.
Werden Lehrpersonen verbeamtet?
Der klassische Beamtenstatus wurde in der Schweiz in fast allen Kantonen abgeschafft. Lehrpersonen sind heute in der Regel öffentlich-rechtlich angestellt.
Primarlehrerin oder Primarlehrer: Lohn
Die Löhne für Lehrpersonen sind in der Schweiz im internationalen Vergleich hoch, variieren jedoch je nach Kanton (Wohn- und Arbeitsort) stark. Da es keinen Beamtenstatus gibt, zahlst du Beiträge an die Sozialversicherungen (AHV/IV/EO, ALV) und die Pensionskasse. Dafür sind die Bruttolöhne entsprechend höher angesetzt.
Lohnbeispiele
Der Dachverband LCH veröffentlicht regelmässig Lohnübersichten. Ein paar Richtwerte (Stand ca. 2023, Bruttojahreslohn inkl. 13. Monatslohn):
- Einstiegslohn: Je nach Kanton verdienst du direkt nach dem Studium zwischen ca. 75'000 CHF (Tessin/Wallis) und ca. 98'000 CHF (Zürich/Genf).
- Lohnentwicklung: Der Lohn steigt mit den Dienstjahren an. Das Maximum liegt in vielen Deutschschweizer Kantonen zwischen 110'000 CHF und 130'000 CHF, in Zürich sogar höher.
Wichtig: Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind ebenfalls hoch, was die hohen Löhne teilweise relativiert. Dennoch gehört der Lehrberuf zu den gut bezahlten Berufen im öffentlichen Sektor.
Quereinstieg als Primarlehrerin oder Primarlehrer
Aufgrund des Lehrermangels fördern viele Kantone den Quereinstieg. Im Gegensatz zu Deutschland, wo oft ein fachnaher Master nötig ist, führen in der Schweiz spezielle Studiengänge an die PH.
Informiere dich direkt bei der Pädagogischen Hochschule in deiner Region über Informationsanlässe für Quereinsteigende.
Aufstiegschancen und Weiterentwicklung im Schulsystem
Das Schweizer Bildungssystem ist sehr durchlässig. Wenn du nicht dein ganzes Berufsleben lang ausschliesslich als Klassenlehrperson arbeiten möchtest, bieten sich dir vielfältige Karrierewege – sei es in der Führung, der Spezialisierung oder der Erwachsenenbildung.
1. Die Schulleitung
Ein klassischer Aufstieg ist der Wechsel in die operative Führung einer Schule. Als Schulleiterin oder Schulleiter unterrichtest du meist weniger (oder gar nicht mehr) und kümmerst dich um das Management der Schule. Anders als in Deutschland benötigst du dafür kein staatliches Assessment-Center, sondern in der Regel eine Schulleitungsausbildung (Zertifikatslehrgang CAS/DAS/MAS), die du berufsbegleitend an einer Pädagogischen Hochschule absolvierst.
Zu den typischen Aufgaben einer Schulleitung in der Schweiz gehören:
- Personalführung: Durchführung von Mitarbeitergesprächen (MAG), Rekrutierung neuer Lehrpersonen und Teamentwicklung.
- Pädagogische Führung: Sicherstellung der Schulqualität, Umsetzung des Lehrplans 21 und Förderung der Schulkultur.
- Organisation & Administration: Pensenplanung, Stundenplangestaltung und Budgetverantwortung (Finanzen).
- Kommunikation: Bindeglied zwischen Eltern, Schulbehörde (Schulpflege) und Lehrerschaft sowie Öffentlichkeitsarbeit.
2. Fachliche Spezialisierung
Du kannst dich auch innerhalb des Schulhauses auf bestimmte Bereiche spezialisieren und so zusätzliche Funktionen übernehmen:
- Schulische Heilpädagogik (SHP): Mit einem Master in Sonderpädagogik förderst du Kinder mit besonderen Lernbedürfnissen (integrativ oder in Kleinklassen). Diese Fachkräfte sind extrem gesucht und verdienen in der Regel mehr als Regelklassenlehrpersonen.
- PICTS (Pädagogischer ICT-Support): Als Fachperson für Medien und Informatik unterstützt du das Kollegium dabei, digitale Medien sinnvoll im Unterricht einzusetzen und bist für den technischen und pädagogischen Support zuständig.
- DaZ-Lehrperson (Deutsch als Zweitsprache): Du spezialisierst dich auf die Sprachförderung von fremdsprachigen Kindern.
3. Erwachsenenbildung und Mentorat
Wenn du dein Wissen an Erwachsene weitergeben möchtest, gibt es folgende Optionen:
- Praxislehrperson: Du betreust Studierende der PH während ihrer Praktika in deiner Klasse, coachst sie und schreibst Beurteilungen.
- Dozentin oder Dozent an der PH: Mit entsprechender Berufserfahrung und oft einem zusätzlichen Masterabschluss kannst du in die Lehre an einer Pädagogischen Hochschule wechseln und zukünftige Lehrpersonen ausbilden.