Lehrpersonen werden in der Schweiz händeringend gesucht – und der Bedarf bleibt auch in den nächsten Jahren hoch. Daher lohnt es sich, ein Studium an einer Pädagogischen Hochschule (PH) zu absolvieren oder als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger eine Karriere im Bildungswesen zu beginnen. Erfahre im folgenden Text, welche Aufgaben auf dich zukommen, wie du dich als Lehrperson bewirbst und wie es um die Anstellungsbedingungen steht.
Was macht eine Lehrperson?
Je nach Schulstufe unterrichten Lehrpersonen Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene. Auf der Primarstufe unterrichten sie als Klassenlehrperson meist fast alle Fächer, während sie auf der Sekundarstufe I und II auf bestimmte Fächer spezialisiert sind. Neben der Weitergabe ihres Wissens übernehmen sie gerade bei jüngeren Schülerinnen und Schülern einen Teil der Erziehung. Pädagogik ist also ein zentraler Teil des Berufs.
Wie viel Ferien haben Lehrpersonen?
Lehrpersonen haben wie andere Arbeitnehmende auch einen jährlichen Anspruch auf Ferien. Dieser wird jedoch durch die Schulferien kompensiert. Ihre Ferien müssen Lehrpersonen also ausschliesslich in der unterrichtsfreien Zeit beziehen.
Während der Schulferien haben Lehrpersonen jedoch nicht automatisch frei. Sie müssen in dieser Zeit weiterhin Prüfungen korrigieren, neuen Unterricht vorbereiten, Weiterbildungen besuchen und das Schulzimmer einrichten. Sie teilen sich ihre Arbeitszeit während der unterrichtsfreien Zeit also selbst ein. Effektiv kommen Lehrpersonen gemäss kantonalen Richtlinien meist auf 5 bis 6 Wochen Ferien im Jahr.
Fähigkeiten für den Beruf als Lehrkraft
Obwohl du während des Studiums alles Wichtige für den Beruf lernst, solltest du einige Eigenschaften mitbringen. Es ist zum Beispiel von Vorteil, wenn du auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrst – denn im Klassenzimmer kann es laut und hektisch zugehen. Aus diesem Grund ist ein gesundes Durchsetzungsvermögen essenziell, damit deine Schülerinnen und Schüler dir auch Beachtung schenken.
Empathie ist ebenfalls eine wichtige Fähigkeit, wenn du mit anderen Menschen zusammenarbeitest. Eine gute Selbstorganisation und Selbstmotivation hilft dir zudem, auch zu Hause konzentriert zu arbeiten.
Welche Schulformen gibt es?
Wenn du als Lehrkraft in der Schweiz tätig sein möchtest, kannst du zwischen verschiedenen Schulstufen wählen. Diese sind nach Alter und Bildungsauftrag unterteilt (System HarmoS).
- Primarstufe (inkl. Kindergarten): 1. bis 8. Schuljahr (Zyklus 1 und 2)
- Sekundarstufe I: 9. bis 11. Schuljahr (Real-, Sekundar- oder Bezirksschule)
- Sekundarstufe II: Gymnasiale Maturitätsschulen, Fachmittelschulen, Berufsfachschulen
- Sonderschulen (Heilpädagogik)
Lehrpersonen, die auf der Primarstufe tätig sind, arbeiten sehr stark beziehungsorientiert und decken viele Fächer ab. Auf der Sekundarstufe I und II steht zunehmend das Fachliche im Mittelpunkt.
Wie wirst du Lehrperson?
Studium an der Pädagogischen Hochschule (PH) oder Universität
Die Ausbildung von Lehrpersonen ist in der Schweiz kantonal geregelt, aber durch die EDK (Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) koordiniert. Du beginnst in der Regel mit einem Studium an einer Pädagogischen Hochschule (PH).
- Primarstufe: Das Studium erfolgt an einer PH und dauert in der Regel 3 Jahre (Bachelor). Als Primarlehrperson unterrichtest du als Generalist oder Generalistin fast alle Fächer (Deutsch, Mathe, Mensch & Umwelt, Sport, Gestalten etc.).
- Sekundarstufe I: Das Studium an der PH dauert meist 4.5 bis 5 Jahre (Master). Hier spezialisierst du dich in der Regel auf 3 bis 4 Fächer.
- Gymnasium (Sekundarstufe II): Für das Lehrdiplom für Maturitätsschulen benötigst du ein abgeschlossenes Fachstudium an einer Universität (Master in einem oder zwei Fächern, z. B. Geschichte und Englisch) und absolvierst zusätzlich die didaktische Ausbildung (Lehrdiplom).
- Berufsbildung: Für den Unterricht an Berufsfachschulen ist oft eine höhere Berufsbildung oder ein FH/Uni-Abschluss im Fachbereich sowie eine pädagogisch-didaktische Zusatzausbildung (z. B. EHB) nötig.
Berufspraktische Ausbildung (statt Referendariat)
Anders als in Deutschland gibt es in der Schweiz kein separates, zweijähriges «Referendariat» nach dem Studium. Die berufspraktische Ausbildung ist direkt in das Studium an der PH integriert. Du absolvierst während deiner Ausbildung mehrere Praktika an Schulen, die von wenigen Wochen bis zu ganzen Semestern dauern können. Nach Abschluss deines Studiums (Diplomierung) bist du voll ausgebildet und kannst direkt in den Beruf einsteigen.
Lehrer: Bewerbung
Nach deiner Diplomierung kannst du dich auf eine Stelle bewerben. In der Schweiz werden Lehrstellen meist direkt von den Schulgemeinden oder den Schulleitungen ausgeschrieben und besetzt. Es gibt kein zentrales Zuteilungsverfahren durch den Kanton.
Für befristete Stellvertretungen (z. B. bei Mutterschaftsurlaub oder Krankheit) führen viele kantonale Schulämter oder Verbände Stellvertretungspools oder Listen.
Eine vollständige Bewerbung umfasst in der Regel ein Motivationsschreiben, den Lebenslauf, Kopien der Diplome (Lehrdiplom, Matura etc.) sowie Arbeitszeugnisse. Informiere dich im Inserat, ob die Bewerbung digital oder per Post eingereicht werden soll.
Lehrer: Bewerbungsvorlagen
Solltest du eine vollständige Bewerbung abgeben müssen, findest du bei uns zahlreiche Vorlagen. Diese enthalten einen Lebenslauf, ein Bewerbungsschreiben und ein Deckblatt in einem einheitlichen Design. Wirf doch einfach einen Blick auf unseren Editor und schaue dir unsere Bewerbungen an.
Werden Lehrpersonen verbeamtet?
In der Schweiz wurde der klassische Beamtenstatus in den meisten Kantonen abgeschafft. Lehrpersonen sind heute in der Regel öffentlich-rechtlich angestellt. Das bedeutet, sie haben keinen Status der Unkündbarkeit wie Beamte in Deutschland, geniessen aber dennoch einen hohen Kündigungsschutz und geregelte Anstellungsbedingungen, die im kantonalen Personalgesetz festgehalten sind.
Die Anstellung erfolgt oft unbefristet nach einer Probezeit. In einigen Kantonen gibt es noch Wahlsysteme mit Amtsdauern (z. B. Wahl für 4 Jahre), aber auch hier geht der Trend zur normalen unbefristeten Anstellung.
Voraussetzung für eine Festanstellung ist in der Regel ein von der EDK anerkanntes Lehrdiplom.
Lehrerin oder Lehrer: Lohn
Der Lohn von Lehrpersonen ist in der Schweiz kantonal geregelt und variiert daher je nach Wohnort, Schulstufe und Dienstjahren. Generell sind die Löhne im internationalen Vergleich hoch, allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten in der Schweiz entsprechend hoch.
Vom Bruttolohn werden die üblichen Sozialabgaben (AHV/IV/EO, Arbeitslosenversicherung, Pensionskasse) abgezogen. Da Lehrpersonen nicht verbeamtet sind, zahlen sie volle Sozialversicherungsbeiträge. Dafür ist die berufliche Vorsorge (Pensionskasse) im öffentlichen Dienst oft sehr gut ausgebaut.
Lehrperson: Bedarf in der Schweiz
Der «Lehrermangel» ist in der Schweiz ein grosses Thema. Der Bedarf unterscheidet sich je nach Kanton und Stufe, ist aber generell sehr hoch. Prognosen des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen, dass auch in den kommenden Jahren tausende neue Lehrpersonen benötigt werden.
Die Situation sieht je nach Stufe unterschiedlich aus:
- Primarstufe: Hier ist der Mangel besonders akut. Viele Kantone suchen händeringend Klassenlehrpersonen.
- Sekundarstufe I: Auch hier gibt es Engpässe, insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
- Heilpädagogik: Ausgebildete schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sind extrem gefragt, da viele Stellen mit nicht entsprechend qualifiziertem Personal besetzt werden müssen.
Lehrerin oder Lehrer werden: Quereinsteigende
Aufgrund des Fachkräftemangels fördern viele Kantone und Pädagogische Hochschulen den Quereinstieg. Es gibt spezifische Studiengänge für Personen, die bereits über Berufserfahrung verfügen und sich zur Lehrperson umschulen lassen wollen.
Der Quereinstieg in der Schweiz führt in der Regel über ein verkürztes oder berufsbegleitendes Studium an einer PH. Ein direkter Einstieg ohne pädagogische Ausbildung (sogenannte «Laienlehrpersonen») ist zwar in Notsituationen möglich, aber meist befristet und an die Auflage gebunden, die Ausbildung nachzuholen.
Wenn du denkst, der Lehrberuf ist der passende Beruf für dich, solltest du dich bei der Pädagogischen Hochschule in deiner Region informieren. Bekannte Modelle sind:
Quereinstieg Primarstufe / Sek I (Quest)
Viele PHs (z. B. PH Zürich, PH Bern, FHNW) bieten «Quest»-Studiengänge an. Diese richten sich an Personen ab ca. 27 oder 30 Jahren mit Berufserfahrung und Vorbildung (z. B. Berufsmaturität oder Hochschulabschluss). Das Studium ist kompakt organisiert und oft berufsbegleitend möglich, sodass man bereits während der Ausbildung mit einem Teilpensum unterrichten kann.
Aufnahme «sur dossier»
Wer keine Matura besitzt, aber über viel Berufserfahrung und Kompetenzen verfügt, kann an den meisten Pädagogischen Hochschulen eine Aufnahme «sur dossier» beantragen. Nach einem aufwendigen Abklärungsverfahren (Assessments) kann man so zum Studium zugelassen werden, auch ohne den klassischen schulischen Weg gegangen zu sein.
Lehrpersonen: Aufstiegschancen
Lehrpersonen in der Schweiz haben die Möglichkeit, Schulleiterin oder Schulleiter zu werden. Diese kümmern sich nicht primär um den Unterricht, sondern um die Führung und Entwicklung der Schule. Schulleitungen haben unter anderem folgende Aufgaben:
- Personalführung und Teamentwicklung
- Verwaltung und Budgetverantwortung
- Qualitätssicherung und Schulentwicklung
- Zusammenarbeit mit Behörden (Schulpflege) und Eltern
- Konfliktmanagement
Die Ausbildung zur Schulleitung erfolgt meist über Zertifikatslehrgänge (CAS/DAS/MAS) an Hochschulen. Voraussetzung ist in der Regel eine pädagogische Ausbildung und Unterrichtserfahrung. Auch Funktionen wie Praxislehrperson (Betreuung von Studierenden), Stufenleitung oder Fachschaftsleitung bieten Entwicklungsmöglichkeiten.