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Initiativbewerbung: Ohne Stellenausschreibung überzeugen

Eine Initiativbewerbung ist eine gute Alternative, wenn Jobbörsen, Zeitungen und Firmenwebseiten keine passenden Stellenangebote bieten. Wir geben dir hilfreiche Tipps.

Initiativbewerbung

Was ist eine Initiativbewerbung?

Anders als bei einer klassischen Bewerbung nimmst du in einer Initiativbewerbung beziehungsweise Spontanbewerbung nicht auf eine Stellenausschreibung Bezug. Stattdessen bewirbst du dich aus eigener Initiative bei einem Unternehmen deiner Wahl, ohne dass dort öffentlich eine zu dir passende Stelle ausgeschrieben ist. Du ergreifst also selbst die Initiative und bekundest dein Interesse an einem Arbeitsplatz.

Auch wenn du nicht auf eine Stellenanzeige reagierst, bewirbst du dich mit einer Initiativbewerbung um eine konkrete Position oder um eine Funktion in einer bestimmten Abteilung des Unternehmens. Du solltest dich jedoch nicht gleichzeitig für mehrere ganz unterschiedliche Jobs beim selben Arbeitgeber bewerben – das wirkt unentschlossen und wenig professionell.

Spontanbewerbung in verschiedenen Situationen sinnvoll

Wenn bei deinem Wunscharbeitgeber keine passende Stelle ausgeschrieben ist oder du generell keine Ausschreibung für deinen Traumjob findest, lohnt sich eine Initiativbewerbung. Ob Haupttätigkeit oder Nebenjob – eine Initiativbewerbung eignet sich sowohl für eine Vollzeitstelle als auch für eine Teilzeitstelle oder einen Minijob.

Besonders gute Chancen hast du in der Regel bei einer Initiativbewerbung für ein Praktikum. Viele Unternehmen schreiben Praktikumsplätze gar nicht oder nicht vollständig aus, obwohl Praktika möglich sind. Eine initiative Bewerbung für ein Praktikum kann sich daher sehr lohnen.

Möchtest du dich mit einer Initiativbewerbung als Werkstudent bewerben, solltest du vorher prüfen, ob dein Wunschunternehmen grundsätzlich Werkstudierende beschäftigt. Gleiches gilt, wenn du dich initiativ für eine Ausbildung bewerben möchtest: Wenn der Betrieb generell keine Ausbildungsplätze anbietet, kannst du dir den Aufwand sparen.

Eine Initiativbewerbung kann sowohl für Berufseinsteigende als auch für erfahrene Führungskräfte zum Erfolg führen. Vielleicht möchtest du damit nach der Elternzeit oder nach einer längeren Krankheitsphase in deinem Wunschunternehmen wieder einsteigen. Ebenso kann sich eine Spontanbewerbung als Quereinsteiger lohnen. Entscheidend ist in jedem Fall, dass du die passenden Fähigkeiten mitbringst und dich überzeugend präsentieren kannst.

Icon einer Glühlampe

Initiativbewerbung, Blindbewerbung, Spontanbewerbung: Was sind die Unterschiede?

Im Unterschied zur Initiativbewerbung ist eine Blindbewerbung sehr allgemein gehalten. Sie ist weder auf ein bestimmtes Unternehmen zugeschnitten noch auf eine konkrete Position. Der Bewerbungstext bleibt in der Regel gleich und kann an verschiedene Arbeitgeber verschickt werden. Auf eine persönliche Anrede wird meist verzichtet; lediglich die Adressdaten werden ausgetauscht.

Eine Spontanbewerbung ist hingegen identisch mit einer Initiativbewerbung. Beide Begriffe werden also synonym verwendet. Im HR-Kontext und auf vielen Schweizer Stellenportalen wird der Begriff «Spontanbewerbung» sogar häufiger verwendet.

Initiativbewerbung schreiben: Vorbereitung ist das A und O

Damit du mit deiner Initiativbewerbung überzeugst, solltest du dich gut vorbereiten. Die Beantwortung folgender Fragen hilft dir dabei:

  • Welche Stärken und Fähigkeiten habe ich?
  • In welcher Funktion möchte ich arbeiten?
  • In welchem Unternehmen möchte ich tätig sein?
  • Wer ist meine Ansprechperson?
  • Was gehört in eine Initiativbewerbung?

Bei einer Stellenanzeige kannst du normalerweise direkt ablesen, welche Anforderungen an Bewerbende gestellt werden. Wenn du deine Bewerbung ohne Stellenausschreibung verfasst, solltest du diese Informationen durch eigene Recherche gewinnen: Informiere dich über das Unternehmen, seine Werte, die Branche und mögliche Anforderungen an Mitarbeitende.

Hilfreiche Quellen sind zum Beispiel:

  • Unternehmenswebsite (z. B. «Über uns» oder «Karriere»)
  • Newsletter
  • Nachrichtenportale
  • Stellenbörsen
  • Job- und Ausbildungsmessen
  • Mitarbeitende des Unternehmens

Suche gezielt nach Stellenanzeigen anderer Unternehmen für ähnliche Funktionen und nutze diese als Orientierung, um ein eigenes Anforderungsprofil zu erstellen. So findest du heraus, welche Qualifikationen für deine Wunschtätigkeit wichtig sein könnten. Auch aktuelle Stellenanzeigen deines Wunschunternehmens – selbst wenn sie nicht zu dir passen – geben Hinweise darauf, worauf der Arbeitgeber Wert legt.

Aufbau der Initiativbewerbung

Vom Aufbau her unterscheidet sich eine Initiativbewerbung kaum von einer Bewerbung, die sich auf eine konkrete Stellenausschreibung bezieht. Üblicherweise enthält sie folgende Unterlagen:

  • Anschreiben
  • Deckblatt (optional)
  • Lebenslauf
  • Beilagen

Du kannst deine Initiativbewerbung auch als Kurzbewerbung verschicken. Diese besteht nur aus Anschreiben und Lebenslauf. Wenn dein Wunscharbeitgeber Interesse zeigt, kannst du weitere Unterlagen nachreichen.

Wir empfehlen in der Regel eine vollständige Bewerbung in der oben genannten Struktur – insbesondere dann, wenn du bereits über Berufserfahrung verfügst und gute Qualifikationen vorweisen kannst. Trotzdem sollte deine Bewerbung nicht zu umfangreich werden.

Initiativbewerbung: Anschreiben

Eine Initiativbewerbung kommt unerwartet und weckt schon dadurch Aufmerksamkeit. Trotzdem braucht es ein aussagekräftiges Bewerbungsschreiben, damit Personalverantwortliche Lust bekommen, sich den Rest deiner Unterlagen anzuschauen. Das Unternehmen ist ja (noch) nicht aktiv auf Suche – du musst also besonders überzeugend formulieren.

Initiativbewerbung: Betreff richtig formulieren

Die Betreffzeile sehen Personalverantwortliche als Erstes. Sie sollte klar, seriös und prägnant sein. Zum Beispiel:

«Initiativbewerbung als Verkäufer»

«Initiativbewerbung für eine Position als Projektmanager»

«Initiativbewerbung für eine Stelle als Mitarbeiterin IT-Support»

Bewirbst du dich bei einem grösseren Unternehmen mit mehreren Standorten, solltest du im Betreff den gewünschten Arbeitsort angeben, zum Beispiel:

«Initiativbewerbung als Verkäufer an Ihrem Standort in Bern»

Persönliche Anrede in der Initiativbewerbung

Eine unpersönliche Anrede macht selten einen guten Eindruck. Richte dich lieber an eine konkrete Ansprechperson:

«Sehr geehrte Frau Meyer, …»

«Sehr geehrter Herr Schmidt, …»

Die richtige Ansprechperson für Initiativbewerbungen findest du häufig auf der Website des Unternehmens. Falls nicht, lohnt sich ein kurzer Anruf – idealerweise direkt in der Personalabteilung – oder eine kurze E-Mail, um nachzufragen. Ein solcher Erstkontakt ist auch eine gute Gelegenheit, abzuklären, ob Initiativbewerbungen erwünscht sind, welche Unterlagen erwartet werden und auf welchem Weg du deine Unterlagen einreichen sollst.

Initiativbewerbung: Einleitung des Anschreibens

Du möchtest mit deiner Initiativbewerbung von Anfang an überzeugen. Die Einleitung deines Anschreibens ist dabei entscheidend: Sie soll neugierig machen und Lust auf mehr wecken. Verzichte auf Standardfloskeln wie «hiermit bewerbe ich mich», und wähle stattdessen einen individuellen, aussagekräftigen Einstieg.

Am besten stellst du einen persönlichen Bezug zum Unternehmen her – zum Beispiel, indem du auf ein vorheriges Telefonat, ein Praktikum oder eine Begegnung an einer Messe verweist. Vielleicht bist du auch schon lange Kundin oder Kunde und möchtest nun auf die «innere Seite» wechseln. Wichtig ist, dass dein Einstieg in wenigen Sätzen Interesse weckt und stilistisch zum Unternehmen passt.

Hauptteil

Im Hauptteil deines Anschreibens geht es um gezieltes Eigenmarketing: Warum bist du eine ideale Besetzung für eine bestimmte Rolle in genau diesem Unternehmen?

Zeige Persönlichkeit und gehe auf Erfahrungen, Stärken und Fähigkeiten ein, die für die angestrebte Tätigkeit relevant sind. Untermauere deine Aussagen mit konkreten Beispielen.

Schlussteil

Im Schlusssatz deiner Initiativbewerbung betonst du selbstbewusst deinen Mehrwert für das Unternehmen und äusserst deinen Wunsch nach einem Vorstellungsgespräch.

Du kannst zudem deinen frühestmöglichen Eintrittstermin nennen. Auf eine konkrete Gehaltsvorstellung verzichtest du bei der Initiativbewerbung besser: Du weisst noch nicht, für welche Stelle das Unternehmen dich am Ende in Betracht zieht.

Am Ende stehen eine passende Grussformel und deine Unterschrift.

Initiativbewerbung: Muster nutzen, aber nicht übernehmen

Vorlagen und Muster können dir bei Aufbau und Formulierungen einer Initiativbewerbung helfen. Sie sollten aber nur als Inspiration dienen. Wenn du ein Musteranschreiben wortwörtlich übernimmst, fällt das Personalverantwortlichen meist negativ auf.

Verleihe deiner Bewerbung lieber eine persönliche Note. Falls dir insbesondere das Layout Mühe macht, kannst du für deine Initiativbewerbung eine Vorlage auf unserer Seite auswählen und sie im Editor anpassen. Dort findest du auch ein Beispiel für eine Initiativbewerbung, an dem du dich orientieren kannst.

Initiativbewerbung: Anschreiben-Muster

Sehr geehrte Frau Meyer,

vielen Dank für das freundliche Telefonat am 22. Juni. Darin haben Sie mir mitgeteilt, dass Sie Ihre Geschäftstätigkeiten ausweiten und künftig unter anderem in den französischen und italienischen Markt einsteigen möchten. Als erfahrene und sprachgewandte Marketing-Managerin möchte ich Sie bei der erfolgreichen Umsetzung Ihrer Pläne unterstützen.

Ich habe mehrere Jahre im Produktmarketing von Mode Plus gearbeitet. Dabei konnte ich meine kommunikativen Fähigkeiten im Umgang mit unterschiedlichen Stakeholdern kontinuierlich ausbauen. Ausserdem verfüge ich über viel Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung erfolgreicher Online- und Print-Kampagnen in der Fashion-Branche. Auch privat beschäftige ich mich intensiv mit aktuellen Modetrends und lege grossen Wert auf ein stilvolles Auftreten.

Da meine Familie aus Frankreich stammt, spreche ich seit meiner Kindheit fliessend Französisch. Die italienische Sprache beherrsche ich aufgrund eines einjährigen Au-pair-Aufenthalts auf hohem Niveau. Gern frische ich meine Sprachkenntnisse weiter auf und setze mich mit kulturellen Besonderheiten in Frankreich und Italien auseinander, um ein wirkungsvolles Marketing sicherzustellen.

Ich freue mich darauf, Sie in einem persönlichen Gespräch von meinen Qualifikationen zu überzeugen. Gern erläutere ich Ihnen dabei auch meine Ideen für die Zukunft Ihres Unternehmens.

Mit freundlichen Grüssen

Maria Mustermann

Initiativbewerbung: Deckblatt und Lebenslauf

Das Deckblatt ist optional und wird – falls vorhanden – vor dem tabellarischen Lebenslauf deiner Initiativbewerbung eingefügt. Der Lebenslauf sollte aktuell und lückenlos sein und auf maximal zwei A4-Seiten die wichtigsten Informationen enthalten.

Ein Bewerbungsfoto ist nicht obligatorisch. Ein professionelles Foto, auf dem du freundlich in die Kamera schaust, kommt jedoch in der Regel gut an. Es findet entweder auf dem Deckblatt oder direkt im Lebenslauf Platz.

Zusätzlich kann ein Motivationsschreiben deine Initiativbewerbung sinnvoll ergänzen, sofern es einen echten Mehrwert bietet. Im Motivationsschreiben kannst du deine Beweggründe, dein Interesse am Unternehmen und deine Eignung für die gewünschte Position ausführlicher darlegen, als es im Anschreiben möglich ist. So zeigst du, dass du dich intensiv mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast. Entscheidest du dich für ein Motivationsschreiben, platzierst du es nach dem Lebenslauf. In vielen Fällen ist es jedoch nicht zwingend notwendig.

Beilagen der Initiativbewerbung

Typischerweise legst du deiner Bewerbung relevante Beilagen bei – etwa Arbeitszeugnisse deiner letzten Arbeitgeber. Wenn es zur Funktion passt, kannst du auch Zertifikate oder Arbeitsproben anhängen.

Wenn du dich für eine Kurzbewerbung entschieden hast, verzichtest du zunächst auf solche Unterlagen. Biete im Anschreiben oder in der E-Mail aber an, relevante Dokumente bei Interesse nachzureichen.

Initiative Bewerbungen richtig versenden

Heutzutage werden Bewerbungsunterlagen nur noch selten in einem Bewerbungsdossier per Post verschickt oder persönlich abgegeben. Die meisten Bewerbungen gehen per E-Mail, über ein Online-Formular oder via unternehmenseigenes Portal für Online-Bewerbungen ein.

Auch deine Initiativbewerbung verschickst du in der Regel per E-Mail. Fasse dazu alle Unterlagen in der korrekten Reihenfolge in einer PDF-Datei zusammen und hänge diese deiner E-Mail an. Dein Anschreiben kannst du zusätzlich im E-Mail-Text aufgreifen, ein kurzer Hinweis genügt jedoch meist.

In jedem Fall solltest du deine Initiativbewerbung im E-Mail-Text ankündigen, zum Beispiel so:

«Anbei sende ich Ihnen meine Initiativbewerbung als [Wunschposition]. Weitere relevante Unterlagen lasse ich Ihnen bei Interesse gern zukommen.»

Initiativbewerbung: Vorteile dieser Bewerbungsform

Wenn eine Stelle neu besetzt werden soll, bedeutet das für die Personalabteilung oft einen langen Auswahlprozess: Es wird ein Anforderungsprofil erstellt, Stellenanzeigen werden veröffentlicht, zahlreiche Bewerbungen müssen geprüft und Gespräche geführt werden. Nicht selten kommen zusätzlich Einstellungs- oder Eignungstests dazu. Eine überzeugende Initiativbewerbung kann diesen Prozess abkürzen, wenn sie genau zur anstehenden Vakanz passt.

Für dich persönlich bietet eine Initiativbewerbung weitere Chancen:

  • Guter erster Eindruck: Du zeigst Eigeninitiative, Motivation, Selbständigkeit und ein überdurchschnittliches Interesse am Unternehmen.
  • Mehr gestalterische Freiheit: Du kannst deine Stärken gezielt hervorheben, ohne dich strikt an ein vorgegebenes Anforderungsprofil halten zu müssen. Auch bei den Beilagen hast du mehr Spielraum.
  • Wenig Konkurrenz: Weil du dich auf eine nicht ausgeschriebene Stelle bewirbst, hast du oftmals kaum Mitbewerbende.
  • Chance auf dem verdeckten Stellenmarkt: Viele Stellen werden nie öffentlich ausgeschrieben, sondern intern oder über Kontakte vergeben. Mit einer Initiativbewerbung kannst du dennoch berücksichtigt werden.
  • Mehr Jobchancen insgesamt: Vielleicht ist genau deine Wunschstelle nicht frei – aber du kommst für eine ähnliche Funktion infrage oder bist so überzeugend, dass für dich eine neue Stelle geschaffen wird. Häufig werden überzeugende Initiativbewerbungen zudem für zukünftige Vakanzen vorgemerkt.

Tipp: Bewirb dich zu Beginn eines Monats.

Reicht eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Kündigung auf Monatsende ein, kommt deine Initiativbewerbung zu Monatsbeginn im Idealfall genau richtig. Wenn dein Profil passt, hast du gute Chancen, bevor die Stelle überhaupt offiziell ausgeschrieben wird.

Nachteile einer Initiativbewerbung

Eine Initiative Bewerbung hat aber auch Schattenseiten:

  • Kein klares Anforderungsprofil: Du kannst nur vermuten, welche Fähigkeiten und Kenntnisse dem Unternehmen besonders wichtig sind.
  • Mehr Aufwand: Eine gute Initiativbewerbung erfordert gründliche Recherche und damit Zeit.
  • Eventuell keine passende Stelle: Es kann sein, dass aktuell keine geeignete Position frei ist oder dein Profil nicht überzeugt.

Das Risiko einer Absage ist dir bei Initiativbewerbungen sicher bewusst. Trotzdem lohnt es sich, dein Glück bei deinem Wunscharbeitgeber zu versuchen: Mit einer starken Initiativbewerbung sicherst du dir eventuell ein Vorstellungsgespräch, bevor andere überhaupt von einer Vakanz erfahren.

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