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Assessment-Center: Tipps und Übungen zu typischen Aufgaben

In einem Assessment-Center werden Bewerbende mithilfe von verschiedenen Übungen gründlich geprüft. Wir verraten dir, wie du einen guten Eindruck hinterlässt.

Assessment-Center

Das Assessment-Center (kurz: AC) ist ein alternatives Auswahlverfahren, zu dem mehrere Bewerbende gleichzeitig eingeladen werden. Dabei beobachten Assessorinnen und Assessoren die Bewerbungsrunde. Das Assessment-Center hat keinen festen Ablauf, da es sich aus verschiedenen Aufgaben zusammensetzt, die vom Arbeitgeber festgelegt werden. Einige typische Übungen kommen jedoch in fast jedem AC vor.

Es ist daher von Vorteil, sich über den allgemeinen Ablauf sowie über einige Standardaufgaben im Assessment-Center zu informieren. Wir helfen dir dabei, dich optimal vorzubereiten.

Was ist ein Assessment-Center?

Ein Assessment-Center ist ein erweiterter Bewerbungstest. Die Bewerbenden werden anhand ihrer schriftlichen Bewerbung ausgewählt und zum Assessment-Center eingeladen. Dort müssen sie verschiedene Aufgaben meistern – sowohl einzeln als auch in der Gruppe.

An einem AC nehmen mehrere Bewerbende sowie sogenannte Assessorinnen und Assessoren teil. Dabei handelt es sich meist um Personalverantwortliche des Unternehmens, psychologische Fachpersonen und Abteilungsleitende. In der Regel sind insgesamt 10 bis 20 Personen anwesend: bis zu 15 Bewerbende und zwischen 3 und 5 Assessorinnen und Assessoren.

Das Assessment-Center ist ein sehr umfassendes Auswahlverfahren, das in der Regel über mehrere Stunden und bis zu drei Tage durchgeführt wird. Bewerbende werden hier also gründlich geprüft.

Diese Vorteile bietet ein Assessment-Center

Im Assessment-Center können Soft Skills wie analytisches Denken, Organisationstalent, Belastbarkeit, Teamfähigkeit oder Durchsetzungsvermögen besonders gut beobachtet werden. Gerade bei Führungspositionen ist es vielen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern wichtig, dass diese Fähigkeiten nachweisbar sind. Ein Assessment-Center kann jedoch für jede Funktion und jeden Beruf eingesetzt werden.

Das AC ist ausserdem eine kostengünstige Alternative zu einzelnen Auswahlgesprächen. Ein Assessment-Center, bei dem mehrere Personen gleichzeitig teilnehmen können, spart dem Unternehmen Zeit und Geld.

Assessment-Center: Übungen

In einem Assessment-Center werden pro Tag bis zu sechs Übungen mit den Bewerbenden durchgeführt. Diese wechseln in der Regel zwischen Einzel- und Gruppenaufgaben. Auf die folgenden Assessment-Center-Übungen kannst du dich in den meisten Fällen vorbereiten.

Selbstpräsentation

Die Selbstpräsentation ist meist die erste Übung im Assessment-Center. Dabei geht es darum, dich kurz vorzustellen – das heisst, dass du in der Regel etwas zu deiner Person sagst und anschliessend deinen beruflichen Werdegang schilderst. Auf diese Aufgabe kannst du dich gut vorbereiten, indem du deine wichtigsten Punkte festhältst und übst, frei zu sprechen.

Diese Übung gibt es teilweise auch als Gruppenaufgabe: In diesem Fall sollen sich zwei Bewerbende miteinander unterhalten und sich danach gegenseitig der Gruppe vorstellen. Dabei wird getestet, wie es um deine Kommunikationsstärke und deine Auffassungsgabe steht.

Die Postkorbübung

Die bekannteste Einzelübung ist die Postkorbübung. Hier werden Organisationstalent und Stressresistenz der Bewerbenden geprüft. In der Arbeitsanweisung sind rund 20 Aufgaben aufgeführt, die sich teilweise überschneiden. Die zur Verfügung stehende Zeit ist begrenzt. Da die zahlreichen eingebauten Herausforderungen kaum vollständig zu bewältigen sind, geht es vor allem um die richtige Herangehensweise und gegebenenfalls um die anschliessende Präsentation der Lösung. Setzen die Bewerbenden die richtigen Prioritäten? Wie begründen sie ihre Arbeitsschritte?

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Klassische Tests im Assessment-Center

Nebst den verschiedenen Übungen können auch klassische Tests wie Persönlichkeits- oder Leistungstests zum Einsatz kommen. Dabei werden die Eigenschaften, die Konzentrationsfähigkeit und das Wissen der Bewerbenden direkt geprüft.

Pause

Zwischen den einzelnen Aufgaben gibt es kurze Pausen sowie eine längere Mittagspause. Das bedeutet im Assessment-Center jedoch nicht, dass du dich einfach entspannen und am Handy spielen kannst: Auch während der Pause beobachten die Assessorinnen und Assessoren dein Verhalten – zum Beispiel, wie du dich beschäftigst und wie dein Sozialverhalten gegenüber den anderen Bewerbenden ist.

Du solltest dich zwar freundlich unterhalten, aber nicht zu viel aus dem Nähkästchen plaudern. Auch Lästereien über ehemalige Arbeitgeberinnen oder Arbeitgeber sowie über Kolleginnen und Kollegen sind tabu – sie hinterlassen nie einen positiven Eindruck.

So ein Tag im Assessment-Center kann ziemlich anstrengend sein. Trotzdem solltest du dich auch in der Pause nicht gehen lassen. Ein lautes Gähnen bleibt den Assessorinnen und Assessoren sicher nicht verborgen. Geh stattdessen kurz an die frische Luft, trink etwas und erfrische dich im Badezimmer – das wirkt belebend.

Gruppendiskussion

Eine Übung, die dich in fast jedem Assessment-Center erwartet, ist die Gruppendiskussion. Achte dabei darauf, dass du deine Meinung sachlich vertrittst und aktiv am Gespräch teilnimmst – gleichzeitig solltest du die anderen Bewerbenden ausreden lassen und auf ihre Argumente eingehen. Versuche zum Beispiel, eine Person in die Diskussion einzubeziehen, die sich vielleicht etwas schwer tut, sich Gehör zu verschaffen. Das wird den Assessorinnen und Assessoren positiv auffallen.

Wichtig ist auch, dass du dich vor dem Assessment-Center mit dem aktuellen Weltgeschehen auseinandersetzt, da dieses häufig Thema einer Gruppendiskussion ist. Zudem solltest du dich vorab gut über das Unternehmen informieren, denn auch firmenbezogene oder branchenspezifische Themen können Teil der Diskussion sein.

Rollenspiel

Eine weitere Übung im Assessment-Center ist das Rollenspiel, das sowohl in der Gruppe als auch als Einzelübung mit einer Assessorin oder einem Assessor durchgeführt werden kann. Du erhältst dabei in der Regel eine bestimmte Rolle, die du überzeugend darstellen sollst.

  • Das kann zum Beispiel die Rolle einer Verkaufsperson sein, die mit einer Kundin oder einem Kunden verhandeln muss, der oder die besonders anspruchsvoll ist. So wird überprüft, wie du mit stressigen Situationen umgehst und ob du dabei höflich und kompetent bleibst.
  • Möglicherweise sollst du im Rahmen einer Gruppendiskussion eine bestimmte Meinung oder Position vertreten. In diesem Fall musst du dich in die Situation hineindenken und überzeugend argumentieren.

Worauf achten Personalverantwortliche beim Assessment-Center?

Das Ziel eines AC ist es, die Kompetenzen der Bewerbenden in unterschiedlichen Übungen zu prüfen. Die sogenannten Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Kommunikationsstärke kommen in klassischen Bewerbungen oft zu kurz und können im Assessment-Center besser beurteilt werden.

Neben der Sozialkompetenz werden auch die Methodenkompetenz – also die Anwendung von Arbeitstechniken –, die Selbstkompetenz, also die persönliche Haltung zur Arbeit, und die Empathiefähigkeit besonders beachtet. Die Fachkompetenz spielt im AC eine eher untergeordnete Rolle. Fachliche Fähigkeiten werden nur teilweise geprüft, sind aber in den meisten Fällen ein wichtiger Bestandteil des anschliessenden Bewerbungsgesprächs.

So kannst du dich auf das Assessment-Center vorbereiten

Obwohl jedes Assessment-Center anders abläuft, kannst du dich in mehreren Punkten gezielt vorbereiten.

Das richtige Outfit

Wie bei jedem Bewerbungsgespräch ist ein gepflegtes Erscheinungsbild auch im Assessment-Center wichtig. Stelle dein Outfit rechtzeitig zusammen und lege die Kleidung bereit, damit du am Tag des Assessment-Centers nicht in Stress gerätst. Sollte das AC über mehrere Tage dauern, ist es ratsam, dir im Voraus mehrere passende Outfits zurechtzulegen.

Achte darauf, dass deine Kleidung, deine Schuhe und deine Frisur ordentlich sind – zerrissene Jeans und auffälliges Make-up kommen in der Regel nicht gut an. Aufdringlicher Duft oder Zigarettengeruch sind ebenfalls zu vermeiden.

Stift und Dossier

Auch wenn die Assessorinnen und Assessoren deine Bewerbung bereits kennen, solltest du deine Unterlagen nochmals in einem Bewerbungsdossier mitbringen. So liegt dein Lebenslauf mit allen wichtigen Daten bei Bedarf nochmals vor.

Ein eigenes Etui mit Füllfederhalter oder Kugelschreiber hinterlässt einen gut organisierten Eindruck – selbst dann, wenn vor Ort Schreibutensilien bereitgestellt werden.

Plane deine Anreise

Pünktliches Erscheinen ist der erste positive Eindruck im Assessment-Center – plane deine Anreise also rechtzeitig. Sei lieber einige Minuten früher vor Ort, damit du dich nochmals in Ruhe auf den Tag vorbereiten kannst und nicht in Stress gerätst.

Übe deine Rhetorik

Da die Selbstpräsentation in den meisten Fällen Teil des Assessment-Centers ist, kannst du dich bereits im Voraus darauf vorbereiten. Diese Übung erfordert nicht nur Redegewandtheit, sondern auch die richtige Körpersprache.

Übe am besten vor einem Spiegel, zeichne dich mit deinem Smartphone auf oder bitte Personen aus deinem Umfeld, Gruppendiskussionen oder Rollenspiele mit dir zu üben. Ihnen fallen möglicherweise Eigenheiten auf, die du noch verbessern kannst – zum Beispiel häufige Füllwörter oder nervöse Gesten wie das Spielen mit deinem Haar.

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